Anmerkungen

A) Die beste und neueste Art ... (Tarock 1756)

1)
Der älteste Nachweis über Tarock im deutschen Sprachraum "Regeln bey dem Taroc-Spiele" datiert aus dem Jahre 1754 (Leipzig) und wurde 1755 im "Palamedes redivivus" abgedruckt; das vorliegende Werk stellt somit die zweitälteste deutschsprachige Publikation zum Thema Tarock dar.

Die beschriebene Hauptvariante wurde bereits mit französischfärbigen Tarockkarten ("Tiertarock" mit Tiermotiven, die sich nur mehr in einer Variante der Cego-Karten erhalten haben) gespielt; daneben waren auch die älteren italienischfärbigen Tarockkarten (mit den Farben Coppe, Denari, Spade und Bastoni) in Gebrauch.

Es handelt sich um einen Vorläufer des Großtarock mit 78 Karten und dem Sküs in seiner ursprünglichen Funktion, weil die wesentlichen Merkmale des Großtarock [heute nur noch in Dänemark gespielt], nämlich Tout (alle Stiche) und Stichfreispiel (kein Stich) noch nicht ausgeprägt sind; die zahlreichen Prämien "Honneurs" gehen andererseits m. E. über ein ganz ursprüngliches Stadium des Tarockspiels überhaupt hinaus.

Der Umstand, dass bereits 3 verschiedene Varianten [Wien und München] beschrieben werden und Gelegenheit für die im deutschen Sprachraum erfolgte Entwicklung französischfärbiger Tarockkarten bestand [diese sind in Frankreich selbst erst seit ungefähr 1900 gebräuchlich], erlaubt den Schluss, dass Tarock im deutschen Sprachraum zumindest lokal oder in bestimmten gesellschaftlichen Kreisen bereits seit Jahrzehnten bekannt gewesen sein muss.

Die vorliegende 1. Auflage des Werkes aus dem Jahre 1756 konnte bisher nur an der Universitätsbibliothek Leipzig nachgewiesen werden. Nicht wiedergegeben werden die Abschnitte über Karten-Zauberkünste sowie die moralischen Überlegungen zum Spielen an sich.

Zurück

2)
Taroc statt Tarock, Brief statt Karte, Levées statt Stiche, Scar statt Skat (Talon) etc.: die Sprache und Orthographie der Vorlage wurden beibehalten.

Zurück

3)
In drei Personen zum König meint, dass bei 4 Teilnehmern in jeder Runde einer - der König - aussetzt, mit dem Taroc-Spiel in vier wirklichen Personen ist eine Variante für 4 Teilnehmer mit fixen Partnerschaften gemeint.

Zurück

4)
Das ist natürlich eine Fabel; in Portugal wurde nie Tarock gespielt; das Spiel ist um 1440 in Italien entstanden, mit den Zentren Ferrara/Mailand, Bologna, Mailand, Turin, Florenz und Rom, wobei Ferrara wahrscheinlich den Ausgangspunkt darstellt.

Zurück

5)
Natürlich kommt Scüs (das im Deutschen ja keinen Sinn ergibt) vom französischen Excuse, womit die Rolle der Karte im Spiel angedeutet wird; auch das Tarockspiel selbst dürfte aus Frankreich in den deutschsprachigen Raum (mit Ausnahme der Schweiz, wo eine direkte Übernahme aus dem Ursprungsland Italien vorstellbar ist), gelangt sein. Der Ursprung des Wortes Tarock ist dunkel, ursprünglich wurden die Tarockkarten als "trionfi", daraus letztendlich "Trümpfe", bezeichnet.

Zurück

6)
Mongue (heute: der Mond !) statt französisch "le monde" bzw. italienisch "il mondo", also die "Welt".

Zurück

7)
Eine (kontrierbare) Ansage des Pagat ultimo, die laut John McLeod später in Österreich unter Einfluss der Auflegens des Do im Hundertspiel (Trappola) entstanden ist, gibt es noch nicht.

Zurück

8)
Zählung in Dreierlagen mit einer Gesamtsumme von 78 Punkten und Gewinn bei Erreichen von mehr als einem Drittel (26) der möglichen Punkte. Die Zählung in Dreierlagen ist bei einem Spiel mit drei Teilnehmern natürlich [z. B. König + Dame + Cavall = 5 + 4 + 3 - 2 = 10, wobei der Abzug n Spieler - 1 beträgt; dies entspricht im Ergebnis der ursprünglichen Zählung König 4 + Dame 3 + Cavall 2 + Gewinn des Stiches 1 = 10]. Wie schon Michael Dummett (The game of tarot, London 1980) bemerkte, deckt sich einerseits die Zahl der Augengesamtsumme mit der Anzahl der Karten; andererseits ergibt sich auch im Trappola mit der Prämie für den letzten Stich (6 Punkte) eine Gesamtsumme von 78 Punkten.

Zurück

9)
Das (weit) höhere Alter der italienischfärbigen Tarockkarten wird richtig vermutet, deren Entstehung reicht bis 1440 zurück.

Zurück

10)
Daher resultiert der verbreitete Irrtum, Tarock sei vom Trappola abzuleiten. In Wahrheit ist das Spiel Trappola in Venedig im 16. Jahrhundert (Tarock aber bereits im 15. Jahrhundert) entstanden. Es wäre überdies nicht erklärlich, warum Trappola im Gegensatz zu Tarock mit einem reduzierten Kartensatz  [As, König, Cavall, Bube, 10, 9, 8, 7 und 2 "Do"oder ersatzweise 6] und mit bereits erfolgter Promotion des Asses über den König, im übrigen auch ohne Damen, gespielt wird.

Maßgeblich ist der Umstand, dass Trappola [neben den ursprünglichen Tarockkarten] im deutschen Sprachraum das einzige Spiel mit italienischfärbigen Karten war und dass daher italienischfärbige Karten [die natürlich älter als das italienischfärbige Tarock sind] mit Trappolakarten gleichgesetzt wurden [vgl. hiezu: Brockhaus "Bilder-Conversations-Lexikon für das deutsche Volk", 4. Band: S - Z, Leipzig : Brockhaus, 1841, unter "Spielkarten": '... mit den ital. Karten (Trapelierkarten), welche sich in fast unveränderter Gestalt in den z. B. in Schlesien noch beim gemeinen Volk üblichen sogenannten Bastonkarten erhalten haben, und mit welchen die Tarokkarte nahe verwandt ist ...'].

John McLeod hat einen letzten rezenten Nachfahren des Trappolaspiels (mit französischfärbigen Karten) in Rumänien vorgefunden, Wiener Spielregeln von Christian Vanderheid aus dem Jahr 1858 sowie eine Abbildung eines Trappolakarten-Nachdruckes der Firma Piatnik finden sich auf dieser Website.

Richtig vermutet ist die Chronologie der Entwicklung italienische (um 1370) - deutsche (um 1460) - französische (um 1480) Farben. Dass italienischfärbige Karten im Unterschied zu den anderen vier Figuren hätten, stimmt hingegen nur für die Tarockkarten, wie Trappola selbst beweist; gerade die zusätzlichen Damen sind neben den außerhalb des Farbsystems stehenden Trumpfkarten ein Merkmal des Tarock.

Zurück

11)
Wie schon oben erwähnt, gehörten die verwendeten französischfärbigen Tarockkarten zu den sogenannten Tiertarocken; die angedachten Auslegungen der Motive auf den italienischfärbigen Tarockkarten ließen nicht lange auf sich warten und führten zur skurrilen Entwicklungslinie des esoterischen Tarot [Brockhaus Band S-Z  1841 unter "Spielkarten": '... das Kartenschlagen ist ein von dem Aberglauben mit den Spielkarten getriebener Missbrauch. Man legt hier den einzelnen Karten eine gewisse Bedeutung bei und wendet diese an, um aus der zufälligen Ordnung der Kartenblätter eine Schluß auf die muthmaßlichen Lebensschicksale eines Menschen zu machen...']. -

Nicht gerade einen Fortschritt kann man übrigens in der 19. Auflage der Brockhaus-Enzyklopädie in vierundzwanzig Bänden erkennen, wo man im Band Sr-Teo aus dem Jahre 1993 unter "Tarock" zu lesen bekommt: 'Groß-T. wird mit 78 Blatt, das ältere (sic!), heute v. a. in Österreich und Süd.Dtl. verbreitete T. (Cego) mit 54 Karten gespielt... Das T. hatte im späten 14. Jh. (in Frankreich) 56 Karten (sic!), im 15. Jh. kamen (in Italien) 22 Karten hinzu. Die eigentl. Herkunft ist nicht geklärt...   bald spezielle Wahrsagespiele, heute allg. als Tarot bezeichnet, geschaffen; bei diesen, i. d. R. 78 Blatt mit italienisch-span. Farbzeichen, sind die Darstellungen auf den Trumpfkarten durch festgelegte (ihrer Bedeutung entsprechende) Motive ersetzt (sic!)...'

Zurück

12)
In Wien waren also italienischfärbige Tarockkarten und eine Variante für 4 Spieler (mit fixierten Partnerschaften) üblich; konsequenterweise wurde in Viererlagen gezählt (3 Punkte Abzug pro 4 Karten, was einem Stich entspricht; also König 5 + Dame 4 + Cavall 3 + Bube 2 -  3 = 11, das gleicht im Ergebnis der Zählung König 4 + Dame 3 + Cavall 2 + Bube 1 + Stich 1 = 11). Die Zählung in Dreierlagen beim heutigen Viererspiel Königrufen [erster bibliographischer Beleg 1827] rührt daher, dass dasselbe aus dem Dreierspiel Tapp-Tarock (und dieses aus dem Dreierspiel Großtarock) entstanden ist; die heutigen Spielvarianten mit Lizitation und Partnerfindung durch Rufen eines Königs (oder eines hohen Tarocks - XIX bzw. XX) sind durch den Einfluss von Quadrille und L'Hombre entstanden.

Zurück

13)
Volata (alle Stiche), der spätere Valat oder Volat.

Zurück

14)
Dieses durch Doppelung der Herzkarten sowie der hohen Trumpfkarten gebildete Paket von 103 Karten war das umfangreichste in der Geschichte des Tarock, noch vor dem florentinischen Minchiate mit 93 Karten bei insgesamt 40 Trumpfmotiven; heute gibt es Tarock im eigentlichen Sinne innerhalb Deutschlands nur mehr in Baden-Württemberg (Hauptform: Cego). In Bayern ist hingegen nur mehr das sogenannte Haferltarock (vgl. das Brixentaler Bauerntarock) gebräuchlich, bei dem Spielideen des Tapp-Tarock auf 36 deutsche Standardspielkarten übertragen worden sind.

Zurück



B) Nie ohne Sechs und Zwanziger! (Trappola / Hundertspiel, Wien 1858)

siehe oben unter 10)



C) Nie ohne Pagat ultimo! (Tarock, Wien 1855)

1) in späteren Auflagen (vgl. z.B.: Pagat Ultimo! / von Chr. van der Heid. - 5. revid. und vervollst. Aufl., Wien : Wenedikt, 1888) wird das Tappen mit 42 Karten als dominante Form beschrieben; heute dürfte beim Tarock zu dritt in Österreich das 'Einfache Tarock' mit 40 Karten dominieren.

Zurück

2) Tous les trois: heute in Österreich zu 'Trull' korrumpiert.

Zurück

3) Tappen war ursprünglich ein Gebot, das Spiel mit allen 6 Talonkarten gegen die anderen aufzunehmen, dies entspricht dem Gebot Sechser-Dreier im heutigen Königrufen.

Zurück

4) Heute wird üblicherweise der ganze Talon aufgedeckt, und der Spieler wählt eine Talonhälfte; die Steigerungen beim Dreier, Oberen und Unteren sind nur mehr einfache Erhöhungen des Spielwertes. Bei ungarischem Tarock und den Rufspielen des tschechischen Tarock bzw. Neunzehnerrufens, aber auch bei der Melker Variante des Königrufens, wird der Talon auf alle bzw. mehrere Spieler aufgeteilt.

Zurück

5) Dies skizziert die Entwicklung vom Großtarock über Tapp-Tarock zum Königrufen.

Zurück

6) Diese besondere Bedeutung des gerufenen Königs findet sich nur mehr in Form des König ultimo.

Zurück

7) Diese Zählweise findet sich heute primär beim Neunzehnerrufen (und vom Prinzip her im Zwanzigerrufen und Einfachen Tarock, allerdings mit weniger Karten und daher einer geringeren Gesamtsumme), daneben auch in der Melker Variante des Königrufens; sonst wird heute im Königrufen wie beim Tapp-Tarock in Dreierlagen (2 Punkte Abzug pro drei Karten) gezählt; die eigentlich richtigere Zählweise in Viererlagen wie beim Wiener Tarock zu viert 1756 ist in Österreich in Vergessenheit geraten und kam beim Königrufen, das ja eine Adaption des Tapp-Tarock für vier Spieler darstellt, nie in Anwendung.

Zurück

8) Daß diese Warnung notwendig ist, zeigt die damalige Verbreitung dieser unappetitlichen Unsitte.

Zurück

9) Die Vorlage ist hier sehr unleserlich, an einer Rekonstruktion des Beispiels wird gearbeitet.

Zurück



D) Worterklärungen

Tarock n. 'Siebenkönigsspiel mit 78 Karten'. Zum Stamm des  unter Tara genannten arab. t.arah.a 'entfernen, beseitigen' gehört ital. tarocco m. als Name des Spiels, das seit 1756 für Berlin bezeugt ist: Lessing 13, 19 Lachmann. Im Geschlecht hat sich das dt. Wort nach Spiel gerichtet. Lokotsch 1927 Etym. Wb. 2024
Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 21., unveränd. Aufl., Berlin [u.a.] : de Gruyter, 1975

Zurück

Trumpf m. Gr. thríambos als Beiname des Dionysos ergibt lat. triumpe als Festruf bei den Umzügen der Arvalbrüder. Durch etrusk. Vermittlung wird gr. thríambos 'Festlied, -zug' entlehnt zu triumphus, das als Triumph, Triumpf seit der zweiten Hälfte des 15. Jh. den gebildeten Deutschen bekannt ist. Die Volkssprache vereinfacht das Fremdwort zu Trumpf, so im Hd. seit dem 16. Jh., entsprechend nd. nl. trump, tromp, engl. norw. trump, während norw. dän. schwed. trumpf auf dem Hd. beruhen. Frühnhd. triumph steht seit S. Franck 1541 Sprichw. 1, 126b für 'siegende, stechende Farbe im Kartenspiel' mit einer (auch für frz. triomphe und engl. trump geltenden) Verengung des Sinns, die fortan nhd. Trumpf übernimmt. Dazu Trumpffen als Name des Kartenspiels 'Sechsundsechzig' bei J. Fischart 1575 Garg. 259 Ndr., das Dan. Martin 1637 Parlement nouv. 635 als trumpffspiel (jeu de la triomphe) beschreibt; H. A. Rausch 1908 Spielverz. in Fischarts Garg. XXXVII f.
Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 21., unveränd. Aufl., Berlin [u.a.] : de Gruyter, 1975

Zurück

Matador m. Zu lat. mactare 'opfern, schlachten' gehört span. matar 'töten'. Dazu matador 'führender Fechter im Stierkampf', das uns 1729 in der Bed. 'Führer' erreicht. Schon 1700 erscheint Matador für die Karte im Lomber, die alle andern sticht, den Haupttrumpf. S. Lomber.
Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 21., unveränd. Aufl., Berlin [u.a.] : de Gruyter, 1975

Zurück

Skat m. Zu ital. scartare 'aus dem Kartenspiel entfernen' gehört scarto 'Abwerfen zweier Karten im Tarock'. Hierzu gehört der Spielerausdruck in einer Karte skart sein 'sie nicht haben'. In Tirol ist Scartkarte das Blatt, das auf die Seite gelegt wird, um dann mit eingezählt zu werden. Das erste rt des Wortes wird vor dem zweiten erleichtert: so wird Skat um 1810-15 (nach den beiden beim Geben abgelegten Karten) zum Namen des in der Brommeschen Tarock-Gesellschaft zu Altenburg aus dem erzgebirgischen 'Schafkopf' entwickelten, vom Hofadvokaten F. Hempel 1818 zuerst beschriebenen Kartenspiels: L. Nicolai 1897 Beitr. z. Wortaustausch 11; K. Bachmann 1951 Festschrift f. Ernst Ochs 344f.; W. Stammler 1954 Kl. Schriften 173: Zum Wortschatz des Skatspielers.
Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 21., unveränd. Aufl., Berlin [u.a.] : de Gruyter, 1975

Zurück

Talon m. Zu lat. talus 'Ferse' stellt sich mit roman. Vergrößerungsendung (s. Balkon) frz. talon, das aus 'Ferse' die Bed. 'Stamm, Rest von Dingen' entwickelt hatte und darum geeignet war, den Erneuerungsschein an Wertpapieren zu benennen, der bei P. Rondeau 1740 Nouv. Dict. francais 889 Stamm-Ende heißt. In diesem Sinn ist T. seit 1839 im Nhd. nachzuweisen: Schirmer 1911 Wb. d. dt. Kaufmannsspr. 188
Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 21., unveränd. Aufl., Berlin [u.a.] : de Gruyter, 1975

Zurück

Scharwenzel m. Zu tschech. cervený 'rot' gehört cervenec m. 'Roter, roter Unter, Herzbube', mit dem Kartenspiel Trischak (Bielfeldt 28) im 17. Jh. entlehnt: Die österr. Verkleinerung Scharwenzel 'Bube im Kartenspiel' mag durch gleichbed. Wenzel beeinflußt sein, das auch den Wortton bestimmt hat. Die jüngere Bed. 'Allerweltsdiener' konnte sich von 'Trumpfkarte' aus leicht entwickeln. Von 'Allerweltsdiener' wieder geht im 18. Jh. die weidmänn. Bed. 'Pudel' aus. Einfluß von ital. servente m. 'Diener; Verbeugung' ist im Spiel, soweit S. 'Kratzfuß' bedeutet, auch an scharren wird man gedacht haben. Das Ztw. scharwenzeln 'sich dienstbeflissen zeigen' stimmt zur jüngeren Hauptbed. Soweit dabei an Wenzel gedacht wurde, mochten Vorbilder wie hänseln 'necken', nickeln 'ärgern', stoffeln 'schwerfällig gehen' mitwirken: V. Pisani 1930 Idg. Forsch. 38, 243.
Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 21., unveränd. Aufl., Berlin [u.a.] : de Gruyter, 1975

Zurück

Wenzel m. Der böhm. Nationalheilige Wenzeslaus (lat. Form von Wenceslav, russ. Vjaceslav, tschech. Václav zu aslaw. veste 'mehr' und slava 'Ruhm') ergibt Wenzel als häufigsten Männernamen im tschech. Landvolk. Bei der dt. Bevölkerung des Landes erlangte W. die appellative Bed. 'Diener, Knecht', weiterhin 'Bube im Kartenspiel'. So gebucht seit Adelung 1786, doch schon 1768 Der falsche Spieler 82 "ein Spiel, wo man die Däuser oder Wenzel nöthig hat". S. Scharwenzel sowie Kluyver 1912 Zs. f. d. Wortf. 13, 90; K. Müller-Fraureuth 1914 Wb. d. obersächs. Ma. 2, 408, 656; O. Meisinger 1924 Hinz u. Kunz 96.
Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 21., unveränd. Aufl., Berlin [u.a.] : de Gruyter, 1975

Zurück

As n. erst nhd. nach frz. as m. 'die Eins auf Würfel oder Karte, ein kleines Gewicht' (lat. as), woher auch engl. ace (mengl. as); in mhd. Zeit herrschte als Bezeichnung für die 'Eins im Würfelspiel' esse, das aus lat. assis (jüngere Nebenform von as) stammt. Vgl. Daus und Unze1.
Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 21., unveränd. Aufl., Berlin [u.a.] : de Gruyter, 1975

Zurück

Daus n. 'zwei Augen im Würfelspiel; As in der Spielkarte'. Zeugen der altdeutschen Spielfreude (Tacitus, Germ 24.) sind gefallen, Hund, Sau; mit jüngeren Spielen stellt sich eine Fachsprache aus der Fremde ein: As, doppeln, Pasch, Schanze, Treff, Trumpf, Wenzel. Spätahd. dus (nach 1000 im Summarium) stammt aus südfrz. daus 'zwei Augen im Würfelspiel', das frz. deux (hieraus engl. deuce) entspricht und auf lat. duos (für duo) beruht.
Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 21., unveränd. Aufl., Berlin [u.a.] : de Gruyter, 1975
(Anm: Auch im Kartenspiel ist damit natürlich der Zweier bezeichnet worden; der obige Irrtum kommt von dem Umstand, dass nach Wegfall des Asses in den deutschen Spielkarten die Dauskarte in vielen Spielen anstelle des fehlenden Asses verwendet wird.)

Zurück

Pik n. Im frz. Kartenspiel heißt die bei uns Schüppen genannte Farbe pique nach dem Spieß mit schwarzem Blatt. Danach bei uns seit Frisch 1741. Gleichen Ursprungs ist Pike f. 'Spieß, Lanze' entlehnt aus frz. pique, 13. Jh. mnl. pike, 1380 ripuar.: A. Rosenqvist, D. frz. Einfluß auf die mhd. Spr. 421. Von der Pike auf dienen ist vor Ende des 17. Jh. zur festen Redensart erstarkt. E. Öhmann, Neuphil. Mitt. 1959, 230.
Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 21., unveränd. Aufl., Berlin [u.a.] : de Gruyter, 1975

Zurück

Treff n. 'Eichel im Kartenspiel'. Lat. trifolium 'Dreiblatt' ergibt frz. trèfle, das aus 'Klee' zum 'schwarzen Dreiblatt im Kartenspiel' geworden ist. Mit Pik u. a. Ausdrücken der frz. Spielkarte gelangt treffle zu uns und erscheint zuerst 1706 in Hazards Lebensgesch. 35, zuletzt als Treflebube bei Jean Paul 1797 Jubelsenior (Hempel 6, 68). Im Südwesten hielt man Treffle für eine Verkl.-Form und wagte die Rückbildung Treff, zuerst im Bürgerfreund (Straßbg. 1776) 180. 292.
Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 21., unveränd. Aufl., Berlin [u.a.] : de Gruyter, 1975

Zurück

Lomber n. ein Kartenspiel. Lat. homo ergibt span. hombre 'Mensch'. L'hombre wird zum Hauptspieler im juego del tresillo, das nach Elis. Charlotte, Bibl. des lit. Vereins 6, 23 in Paris 1697 höfische Mode ist. Die erste dt. Beschreibung des L'Ombre-Spiels wird 1695 gedruckt: Schulz-Basler 1942 Fremdwb. 2, 43.
Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 21., unveränd. Aufl., Berlin [u.a.] : de Gruyter, 1975

Zurück


Home

Hans-Joachim Alscher
1.8.2002