Die beste und neueste Art, das in den vornehmsten Gesellschaften heutiges Tages so beliebte Taroc-Spiel, so wol in drey Personen zum König1, als in vier wirklichen Personen mit zweyerley Karten recht und wohl zu spielen;

nebst einigen Betrachtungen über dieses Spiel, und einem Anhang von ganz neuerfundenen Kartenkünsten.

Wien und Nürnberg, bey Georg Bauer, Buchhändler, 1756

Amthor.

Ein wenig Spielen bleibt erlaubt
Doch nur zum Zeitvertreib die Geister zu ergötzen.

Ode auf das Taroc-Spiel.

Taroc mein einziges Vergnügen,
Erlaubter Spiele Königin,
Du kannst Verdruß und Schmerz besiegen,
Dein Reiz ergötzet Herz und Sinn,
Du stärkst die Arbeit der Gedanken,
Du gibst Gesunden so wie Kranken,
Du gibst dem Manne wie dem Weib,
Den allerbesten Zeitvertreib.

Wenn mich in meinem Amt und Stande
Des Tages Last genug gedrückt,
So klag ich doch nicht über Bande,
Wenn Abends mich Taroc erquickt.
Dienstfertig such ich gerne allen
Bey Tag zu nützen, zu gefallen:
Doch kommt der Abend dann herbey,
So macht Taroc mich sorgenfrey.

Ich achte nicht den Haß der Feinde:
Wer hat noch allen recht gethan?
Behalt ich mir so viele Freunde,
Daß ich Taroc nur spielen kan;
So ist mein Herze schon zufrieden,
Es nimmt, was mir das Glück beschieden,
Es sey wohl oder weh gethan,
Mit ganz gelassnen Willen an.

Wie wird mir Herz und Aug beweget!
Wenn ich, o freudiges Geschick!
So bald ich nur den Scar geleget,
Den Mongue in meiner Hand erblick!
Setzt der Pagat sich an die Seite,
So mehrt sich Eifer, Lust und Freude,
Und kommt der lustge Scüs darzu,
So sitz ich in vergnügter Ruh.

Dies aber setz ich mir zur Lehre:
Gewinnsucht kennt mein Herze nicht.
Mich reizet und ergötzt die Ehre
Wenn mein Pagat den letzten sticht.
Die Lustgier immer einzustreichen
Ist bey dem Spiel ein wahres Zeichen,
Daß der, so von Gewinnsucht brennt,
Die ächte Tugend noch nicht kennt.

Ich gönne Jedem sein Vergnügen,
Das nach der Arbeit er sich wählt:
Taroc muß alles überwiegen,
Was man zur Lust und Freude zählt.
Hierinnen find ich neue Kräffte
Zu meinem morgenden Geschäfte,
Ein andrer leg sich als ein Block
Ins weiche Bett: ich spiel Tarock.

Vorbericht.

Nachdem einige vornehme Gönnere, deren Verlangen ich als Befehle verehre, mir zu erkennen gegeben, wie Sie die Regeln des Taroc-Spiels gerne besonders gedrucket sehen mögten; so habe auch hierinnfalls alsofort willfahren, und, um meine aufmerksamste Dienstfertigkeit desto werkthätiger zu bezeigen, zugleich die Regeln, wornach dieses Taroc-Spiel dermalen auf die neueste Art in Wien nicht so wol zum König, als unter vier wirklichen Personen gespielet zu werden pfleget, welche von einem dieser vornehmen Patronen selbsten mir hochgeneigt mitgetheilet worden, mit anfügen, und mich anbey zu hoher Gewogenheit gehorsamst empfehlen wollen.

Geschrieben den 1. Febr. 1756

der Verleger.

Dieses sehr artige und mit verschiedenen angenehmen Abwechslungen begleitete Spiel ist gewiß eines der vornehmsten, welche heut zu Tage bey den ansehnlichsten Gesellschaften zur vorzüglichsten Belustigung dienen. Nach einiger Meynung sollen die Portugiesen davon die Erfindere, und die drey höchsten Briefe nach dreyen in dem Königreich Algarbien sich durch böse Thaten berühmt gemachten Brüdern, Mongue, Scüs Pagato genennet worden seyn, und der Name Tarocco soll ebenfalls zum Andenken eines sehr bekannten Spielers, der durch den in seiner Kunst erworbenen Gewinnst ein sehr kostbares Kloster und Academie zu Setuval gestifftet, seinen Ursprung erlangt haben; welches alles aber, wie die mehresten solcher Spiel-Etymologien, sehr ungewiß und zweiffelhaft ist. *) 2

*) Warum nennen die Franzosen den Scüs Excuse? Sollte man nicht muthmassen können, daß aus dem Italiänischen Wort Scusa, welches die Franzosen Scüsa aussprechen, dieser Scüs entstanden? Und so vielleicht auch mit anderen. Es kann vielleicht auch umgekehrt seyn; vielleicht ist aus Scüs erst das welsche Wort Scusa, und daraus endlich das Französische Excuse entstanden. Eben darum wird gesagt, daß von den mehresten dergleichen Spiel-Etymologien eben so viel zu halten seye, als sonsten daran wenig gelegen ist. 3

Wer solche Dinge weitläuftiger untersuchen wollte, würde zwar den Liebhabern einen nicht unangenehmen Gefallen erweisen; und man hat hierinn einigen Italienern, die gerne ihre critische Erläuterungen und Untersuchungen bey Kunstwörtern anwenden, in der That vieles zu danken: doch haben wir noch kein solches Buch in die Hände bekommen, welches eine zulängliche Nachricht von dem Ursprung der gewöhnlichsten Spiele an den Tag legte.

Seit einigen wenigen Jahren hat dieses Taroc-Spiel sich auch in Deutschland, neben den andern üblichen Gesellschafts-Spielen, eingefunden 4, und man kann wohl sagen, daß es bishero einen so glücklichen Fortgang gehabt und überall so vielen Beyfall gefunden hat, daß auch die vornehmsten Personen solches gleichsam zu ihrem Favorit-Spiel erwählet, und es noch immer ingenieuser und vollkommener zu machen suchen. Man kann zwar, wie in den mehresten Karten-Spielen, nicht recht bestimmen, ob darinnen die Kunst oder aber das Glück die Oberhand habe: jedoch scheinet beydes in demselben so genau verbunden zu seyn, daß auch der beste Kenner in den meisten Fällen, ob darinnen mit mehrerm Glück oder Witz gespielet worden, schwerlich würde entscheiden können.

Aus den nachfolgenden Regeln ist nun gar leicht abzunehmen, auf wie vielerley sinnreiche Art in diesem Spiel sich das Gemüth beschäftigen, und doch darbey eine ganz ausnehmende Ergötzung finden könne. Dahero auch jedweder, der dieses Taroc-Spiel nur etliche mal gespielet, hiervon dergestalt eingenommen und gleichsam bezaubert wird, daß er fast kein andres Spiel mehr zu spielen verlanget; absonderlich wann hierbey das so witzige schöne Geschlecht sich gleichfalls einfindet, und mit den Spiel-Annehmlichkeiten auch seine Reizungen vereiniget.

Das Taroc-Spiel.

I.

Von den Taroc-Karten insgemein, und von deren Austheilung an die Mitspieler.

Der Karten sind 78 Blätter. Ein und zwanzig sind davon besonders zu merken, die den Nahmen Tarocques führen. Sie gehen nach der natürlichen Ordnung in einer Reihe von Zahlen bis 21 fort. Der mit n. I. oben bezeichnete Brief, der einen aufgeweckten lustigen Bruder vorstellet, heisset der Pagat (Pagato) der dem, so ihn in der Hand hat, je nachdem er mit andern Tarocs begleitet wird, oder wenigere derselben zur Seite hat, vielen Vor- oder Nachtheil bringen kann. Er sticht alle anderen Farben und Briefe ab, kann aber selbst von einem jeden Taroc abgestochen werden. Wer den Pagat auf die Letzte bringen kann, so, daß er damit die letzte angeworfene Blätter der anderen Mitspieler absticht, hat eine besondre Ehre, und werden ihme auch honneurs, wie bey andern Spielen, bezahlt.

Der 21 Brief in den Tarocs ist der allerhöchste unter den 78 Briefen; er bringet dem, der ihn hat, eine Honneur zuwege, und wird der Mongue genennet.5

Ausser diesen 21 Tarocs zeigt sich noch ein Brief, welcher einen Pickelhering vorstellet, und Scüs heiset. Er ist fast wie der Scherwenzel, oder was der Comete im Comete-Spiel ist. Man braucht ihn, wenn man will, und wie es der Vortheil an die Hand giebt, d. i. man kann damit entweder einen jeden Brief von einer andern Farbe, welche es auch seyn möge, wegnehmen, oder man kann solchen statt eines Tarocs anwenden. In den unten stehenden Regeln werden wir seinen Gebrauch deutlicher anzeigen. Weil er ein so starker und freyer Mann ist, daß er zu allerley dienen kann, so hat er allemahl eine honneur von 5 Marquen zu hoffen.

Die Tarocs nehmen alle andere Farben und Blätter weg, und sind die beständigen Trümpfe, womit man Levées machen kann. Die übrigen 56 Briefe sind so vertheilt, daß in jeder Farbe und Gattung, 14 Briefe zu stehen kommen, davon in ihrer natürlichen Ordnung wie sie auf einander folgen, einer höher als der andre ist. Z. E. der König sticht die Dame, und diese den Valet, der Valet das As. Gleichwie im l'Hombre allemal die in schwarzer Farbe, je mehr sie Augen, (points) haben, diejenigen überstechen, so geringer in den Augen sind; d. i. Pique X. sticht den Pique IX, und diese den Pique VIII: Also ist es in der rothen Farbe eben auch in diesem Spiele zu halten, daß umgewandt, die wenigen Augen eines Briefs allemal die mehrern übertreffen; und Coeur II. den Coeur III. und Coeur V. den Coeur VI. oder VII. übersticht.

Jede Farbe zählet seine Briefe: 1) König, 2) Dame, 3) ein Reuther, 4) Valet, 5) das As, 6) die II. 7) die III. und so fort bis auf X.

Der 21 Taroc, welcher Mongue genennet wird, der I. Taroc, oder Pagat, und der Scüs, werden die 3 vördersten Haubt-Matadors genennet. Wer diese hat, bekommt eine Honneur mit 10 Marquen bezahlt.

Wer 10 Tarocs in der Hand auf einmal hat, bekommt, wenn er zu Ende des Spiels über 26 Points mehrere gewinnet, ebenfalls als eine Honneur 10 Marquen.

Der König, die Dame, der Reuter (Cavalier) und der Valet in jeder Farbe, wo sie beysammen in einer Hand sind, heisen die Cavalerie. Sie bringen dem, der sie hat, eine Honneur mit 4 Marquen.

Wer 10 Tarocs, 1 Cavalerie, Mongue, Scüs, Pagat den Pagat zuletzte hat, zählet ausser den andern gewöhnlichen points allein an Honneurs 34 Points mehr als die andern.

Drey Personen pflegen miteinander zu spielen, und machen, wo sie um 1 in der Zahl stärker, oder zum Viert wären, wechselsweise den Vierten zum König.

Derjenige, so die Karten giebt, giebt 5 mal herum, auf jedesmal 5 Blätter; er selbst aber behält 8 Blätter zuletze. Dieses würde aber eine mehrere Zahl machen, wenn jeder der Mitspieler 25, und der Ausgeber 28 Briefe hätte. Dahero legt dieser von seinen 28 Briefen 3 hinweg, welche er für gut befindet, doch ist ihm nicht erlaubt, einen König hinweg zu legen. So er hingegen 3 Tarocs, und darunter den Pagat hat, so ist es ihm wohl vergönnt, dieselben wegzulegen, hat er aber mehr oder weniger, als 3 Blätter Taroc, so kan davon nichts abgelegt werden. Es können auch der Pagat, Scüs und 1 Taroc abgeleget werden.

Dieses Weglegen der 3 Karten, nennet man den Scar, oder man pfleget, an statt, Cajus, oder Titius hat auszugeben, zu sagen: Cajus oder Titius legt den Scar.

II.

Die vornehmsten Haubt-Regeln in diesem Spiel.

 

    1. Wenn der Scar gelegt ist: so hat der, welcher ihn geleget, so gleich die Honneurs anzuzeigen, die er etwann hat, und die andern folgen nach, so, daß dieses geschiehet, ehe ein Blat zum Spiel angeworfen worden. Ausserdem sind die Honneurs hernach nicht gültig, und würde jeder, der sie also vergisst, nichts bekommen.
    2. Wenn der Ausgeber die Karte vergiebt, so wird ihm von der Gesellschaft eine Straffe von 5 Points abgefordert, die er an jeden Mitspieler bezahlt. Ueber dies ist das Spiel ungültig, und die Karte muß von neuem gegeben werden.
    3. Würde es der Ausgeber versehen, daß er im Scar, etwann nur 2 oder auch wol 4 Blätter weglegte, und der Fehler zeigte sich erst am Ende des Spiels; es hätten aber die andern Spieler bereits einige Honneurs gleich anfangs angezeiget: so zahlet der Ausgeber an jeden, 5 Marquen Straffe, und so viele Honneurs jeder sodann gehabt, eben auch wieder. Das Spiel ist aber ungültig, und die Karte muß von neuem gegeben werden. Hätte der also fehlende Ausgeber selbst einige Honneurs, z. E. Cavalerie, oder 4 Könige, oder 4 Dames etc. gehabt, so muß er das dafür erhaltene zurücke geben.
    4. Im Taroc-Spiel ist es ein wesentliches Stück des Spiels, daß man jedes angeworfene Blat, wenn man in eben derselben oder der nemlichen Farbe ein Blat hat, bekennen und solche zugeben muß. Derjenige, der also aus Versehen die Farbe verläugnet, oder unrecht absticht, giebt 5 zur Straffe. Die etwann von ihm also unrecht abgestochenen Karten, oder die Levée bleibet ihme, und darf nicht wieder zurücke gegeben werden. Hätte er aber den Pagat falsch überstochen, so muß er ihn zurücke geben, und doppelte Straffe mit 10 Marquen erlegen.
    5. Wer mehrere Honneurs ansaget, als er wirklich hat, verfällt in die Straffe von 5 Marquen.
    6. Der Scüs (andere nennen denselben, weil dieser Brief überall frey agiren, und sich nicht an die Regeln des Spiels binden darf, Excuse,) gleichwie er selbst kein Blat sticht, auch nicht durch ein anders abgestochen werden kann, wird von deme, der ihn in der Hand hat, bey Gelegenheit, wenn er es für gut befindet, abgeleget, und dagegen ein ungültiges Blat von denen bereits eingenommenen, weggegeben. Setzet den Fall: Cajus wirft den Treffle Valet, Titius hat zwar die Treffle-Dame, er glaubt aber, daß, wenn er sie zuwürfe, der Sempronius den Treffle-König haben, und also surcoupiren mögte. Es will also Titius seine Treffle-Dame nicht so unnütze und umsonst zuwerfen, dahero, weil er den Scüs hat, wirft er denselben zu, nimmt ihn aber sogleich, und giebt von den bereits vor sich habenden gemachten Levées ein Blat zurücke an den, welcher so eben die Levée macht.
    7. Dieser Scüs giebt dem, in dessen Hand er stehet, den Vortheil, daß wenn dieser 3 Könige in der Hand hätte, solcher als der 4 König gerechnet werden kan. Eben so, wenn einer 3 Bilder in der Hand hätte, z. E. Pique-König, Pique-Dame, Pique-Valet; so kan der Scüs so viel, als der abwesende Cavalier gezählet, und als eine halbe Cavalerie gerechnet werden.
    8. Geschähe es, daß ein Spieler vermittelst des Scüs nur einen, und sonst gar keinen Stich machen sollte, so wird er bey Endigung des Spiels für 4 Points gezahlet.
    9. Oben haben wir schon gemeldet, daß der Pagat, Scüs und Mongue, oder der XXI. Taroc die höchsten Matadors sind. Wer diese hat, bekommt von jedem Mitspieler 10 Points, und jeder folgender Matador wird nach seiner Reihe, in der er stehet, mit 5 Points bezahlet.
    10. Ein ganze Cavalerie ist König, Dame, Cavall und Valet von einer Farbe, und wird mit 10 Points von jedem, eine halbe Cavalerie aber bey welchen der Scüs gebrauchet wird, nur mit 5 Points bezahlet.
    11. Wenn man eine Cavalerie ansaget, so darf der Ausgeber kein Blat davon in den Scar legen. Würde es jedoch geschehen, und hätte er, indem er solche ansaget, die Honneurs dafür bezahlet bekommen, so muß er solche zurücke geben.
    12. Der Pagat ist den andern Mitspielern ein Dorn in den Augen. Sie suchen ihn hervor zu locken, wie sie können; sie spielen Tarocs aus, und wiederholen es so lang, bis der Pagat, (weil sonst kein Taroc mehr in der Hand dessen ist, der jenen hat,) hervor gehet. Dieses heist den Pagat forcieren. Bisweilen sticht man, wenn eine Farbe angespielet wird, und man nicht bekennen kan, ein solches Blat ab. Weil es aber sich leicht ereignen kan, daß der andre Spieler, oder der Nachspieler eben auch das angebrachte Blat nicht bekennen könnte, mithin der Pagat surcoupiret würde: so muß der, welcher denselben also verliehret, an jeden Mitspieler 5 Points bezahlen. Geht der Pagat auf den allerletzten Stich verlohren, so werden an jeden Mitspieler 10 Points bezahlet. 6
    13. Wer also sein Spiel zu dirigiren weiß, daß er, bey dem allerletzten von den andern angebrachten Blat, den Stich mit dem Pagat machet: der hat die Ehre, daß er Maitre vom Spiel wird, und von jedem Mitspieler 10 Points bezahlt erhält.
    14. Alle Blätter im Spiel gelten nichts, ausser folgende, welche in der Zusammenzählung der Points also gerechnet werden. Der XXI. Taroc, oder Mongue gilt 5. Der Pagat 5. Der Scüs 5. Ein König 5, eine Dame 4, ein Cavall 3, ein Valet 2, und drey leere Blätter zusammen gelten einen Point.
    15. Wer auf das ausgeworfene Blat in derselben Farbe mit keinem bekennen kan, derselbe muß solches angebrachte Blat mit einem Taroc nehmen.
    16. Wenn Tarocs angespielet werden, so dürfen die andern Spieler nicht anders, als mit Tarocs bekennen, und müssen solche zuwerfen.
    17. Der Scüs giebt zwar das Recht, daß ihn sein Besitzer nach seinem Vortheil brauchen kan, wie er will; alleine er darf ihn nicht länger in der Hand behalten, als so lange er Tarocs noch hat. Sind keine Tarocs mehr da, so muß der Scüs bey der ersten Couleur, so gefordert wird, wenn man sie nicht mit einem Blat bekennen kan, abgeleget werden.
    18. Eben so muß der Besitzer des Scüs denselben annoch vor Ende des Spiels, wenn bey jedem Spieler noch 3 Blat in der Hand sind, ablegen. Setzet den Fall: Cajus hat den Scüs in der Hand, und es ist am Ausspielen, indem er nur noch 3 Blätter hat. Er kan den Scüs nicht anspielen, sondern der, so ihme zur rechten Hand sitzt, spielet aus, was er will; darauf legt nun Cajus den Scüs ab.
    19. Wenn das Spiel zu Ende ist, muß jeder der Spielenden, wenn er nicht verliehren will, 26 Points zählen können. Was über 26 ist, heist ein Gewinnst, was unter der Zahl 26 ist, ein Verlust heiset.
    20. Man berechnet seine Lesen und Points also: Es wird allemal ein Blat, das vor sich etwas gilt (vid. N. 14) mit zwey leeren Blättern zusammen genommen und darauf gerechnet, als zum Beyspiel: ein König kan für das was er gilt, nemlich für 5 Points nicht gezählet werden, man habe dann zwey leere Blätter dazu gelegt: und so ferner mit den andern für sich gültigen Blättern. Die überbleibende leere Blätter werden sodann drey zusammen genommen für einen Point gezählet. Hat man aber so wenig leere Blätter, daß man deren nicht zwey zu jedem Bild legen kan, und es kommen solcher gestalt zwey Bilder und ein leeres Blat zusammen, so muß ein Point von dem was die zwey Bilder sonst gelten, abgezogen werden. Z. E. zween Könige und ein leeres Blat werden sodann nur vor 9 Points gezählet. Im dem Fall endlich wenn drey Bilder übrig bleiben, werden 2 Points abgezogen, daß sodann 3 Könige nur 13 Points, oder 2 Könige und ein Valet nur 10 Points gelten. 7

Es wird aber dieses so beliebte Spiel noch mit andern, und zwar den bekannten Traplier-Karten gespielet. Es scheinet auch eben dieses das alte und Original Taroc-Spiel, wie solches in Italien und vielen andern Ländern unter den vornehmsten Personen gebräuchlich, das mit den Französischen Karten aber ein von diesem alten entlehntes Spiel zu seyn; um dieses Taroc-Spiel denjenigen, die schon an die Französische Karten gewöhnet, oder sich an keine andre gewöhnen wollen, desto leichter und angenehmer zu machen. 8 Eben darum sind auch in den Französischen Taroc-Karten, wie in den alten, auch 4 Figuren, nemlich: le Roi, la Reine, le Cavalier und le Valet, wo sonsten in den andern gemeinen Französischen- oder à l'Hombre-Karten, sich deren nur 3 befinden. *)

Eigentlich sind dreyerley Haubt-Spiel-Karten , (dann die in gewissen besondern Ländern nur gebräuchliche, kommen hier in keine Rechnung,) nemlich die so-genannten Traplier-Karten, die Deutschen und die Französischen: die erstern scheinen die ältesten und die letztern die neuesten zu seyn. 9 Mit den erstern wird in Spanien und Italien am meisten, auch noch in Deutschland hin und wieder gespielet; die andern sind in Deutschland fast nur unter gemeinen Leuten annoch üblich; die letztern aber in Frankreich, und anjetzo auch in Deutschland die gebräuchlichsten. Jede von diesen Spiel-Karten hat ihre besondere, jedoch 4 Farben: nemlich die erstere Spadi, Bastoni, Denari, Coppe; die zweite Roth, grün oder Laub, Schellen und Eicheln; die letztere: Coeur, Carreau, Treffle und Pique. Die erstere hat 4 Figuren, nemlich König, Königin, Reuter und Bub; die andre hat deren nur 3, nemlich König, Ober und Unter-Mann oder Bauer, und die dritte gemeinere oder à l'Hombre-Karte hat deren ebenfalls nur 3, nemlich: König, Dame, und Knecht oder Bub. Auch das à l'Hombre-Spiel wird in Spanien und Italien mit den Traplier-Karten gespielet. Das Spadi-As ist darinnen der höchste Matador, daher kommt Spadiglia; das Bastoni-As ist der dritte, daher kommt Basto (oder bey uns Basta) der vierdte ist allzeit ein As, welches in der Figur nur einen Point vorstellet; dahero kommt Ponto. Die Malilla bey uns Manille) aber ist an sich die niedrigste Karte in ihrer Farbe; wann aber solche Trumpf ist, eine der höchsten, nemlich der andre Matador, mithin ein rechter Scherwenzel. Man lese hiervon Gracians oracul in der 85. Maxime: No ser Malilla, Man muß keine Manille seyn, und was Herr Müller darüber angemerket.

Dieses Spiel bestehet aus 78 Briefen oder Blättern, und die Farben sind darinnen, wie in den gemeinen Traplier-Karten: Denari, Spadi, Coppe und Bastoni. Der sogenannten Tarocs sind eben auch 21. Es zeiget sich aber hierbey ein Haubt-Unterschied: dann da diese Tarocs in den Französischen Karten ausser dem Pagat und Scüs in lauter grotesquen Figuren von Thieren vorgestellet sind; so werden diese in den alten Taroc-Karten durch ganz andere und sonderbare Figuren angezeiget, welche sonder Zweifel ihre Bedeutung haben, und worüber man allerley Auslegungen machen könnte, wenn man sich seiner Einbildung hierinfalls überlassen wollte. 10 Indessen werden die 3 höchsten Figuren, nemlich der sogenannte Pagat hierinnen le Bateleur; der Mongue, le Monde; und der Scüs, le Fol benennet. Die Regeln in diesem Spiel unter 3 Personen oder unter 4 zum König, könnten vielleicht eben dieselben seyn, wie solche bey dem Spiel mit Französischen Karten schon vorhero angeführet worden. Es wird aber besagtes Spiel mit den Traplier-Karten fast überall unter 4 wirklichen Personen gespielet; wodurch solches eben noch viel angenehmer, divertissanter und sinnreicher gemachet wird.

Weilen nun dieses Spiel unter 4 wirklichen Personen seine ganz besondere Regeln hat, und diese von einem vornehmen Gönner uns hochgeneigtest mitgetheilet worden; so verhoffen wir unsern Lesern einen angenehmen Dienst zu erweisen, wann wir dieselben noch allhier in ihrer Vollständigkeit anzuführen suchen, um dieses so sehr beliebte Spiel auch anderweit noch bekannter zu machen.


Regeln, nach welchen das Taroc-Spiel auf die neueste Art

dermalen in Wien unter vier Personen gespielet zu werden pfleget.

  1. Ein ganzes Spiel dieser Karten muß aus 78 Blättern bestehen, darunter sich ein und zwanzig befinden, so Tarocs genennet werden, welche nach ihren Nummern gelten, und davon der höhere den geringeren sticht. Ausser diesen 21 Tarocs ist noch ein Blat, welches der Scüs genennet wird, und den man brauchen kan, wenn man will.
  2. Diese Tarocs müssen wohl gezählet und in ihrer Stärke beobachtet werden, wie auch die ausgespielte Farben, als Denary, Spady, Coppe und Bastoni, deren von jeder Farbe 14 sind, dann hierinn bestehet die ganze Kunst dieses Spiels.
  3. Es spielen allezeit zwo und zwo Personen zusammen zwo Partien, hernach aber wird gewechselt, und werden in allen sechs Partein gespielet, womit das Spiel sein Ende hat. Man kan auch partita ferma machen, ohne zu wechslen, mithin 6 Partien mit einem Compagnon alleine spielen.
  4. Wer anzuspielen hat, kan allezeit einen kleinen Taroc ausspielen, oder auch den Mongue, damit sein Compagnon den Pagat zuwerfen kan. Dieses letztere aber muß nicht geschehen, wann der Feind den Scar hat, weilen er alsdann den Pagat ohnedem leicht bey seinem Scar anbringen kan.
  5. Wer anfangs ausspielt und nicht viel Tarocs hat, muß von einer Farbe anfangen, wo er den König nicht hat, oder zum wenigsten von einer Farbe.
  6. Wann eine Farbe von dem Feinde ausgespielet wird, so muß man keine Königin oder eine andre Figur so leicht zugeben, und wenn man den König von der Farbe hat, so ist es allezeit sicherer mit dem König zu nehmen, als passiren zu lassen. Sollte aber der Freund den König ausspielen, und man hat die Königin, oder den Cavall, oder Bub, so muß man solche zuwerfen, auser zuletzt, wenn schon alle oder doch wenigstens die mehresten Tarocs heraus sind.
  7. Wenn der Freund einen kleinen Taroc anfangs ausspielt, so ist es nicht nöthig zurücke zu tarocciren, weilen dieses vor kein Invito genommen wird. Wenn aber der Freund viele Tarocs oder Könige zu salviren hätte, so kan er zurück tarocciren, und hernach muß sein Compagnon wieder zurück tarocciren. Es wäre dann, daß er sein Spiel dadurch ruinirte.
  8. Wann ein König aufgeschlagen wird, so muß der erste linker Hand diese Farbe ausspielen, damit dadurch die Dame salviret werden kan.
  9. Derjenige, so den Scar hat, kan 2 Karten weglegen, jedoch keinen Taroc noch König. Er muß von den letzten Karten sich so viel aufschlagen lassen, bis kein Taroc oder König aufgeschlagen wird, den andern aber wird die 19te Karte umgeschlagen, auf welchen Umschlag im Scar wohl acht zu geben ist, damit man sein Spiel darnach richte.
  10. Der Scüs kan nichts stechen, kan aber auch nicht genommen werden, dannoch aber ist er sehr nützlich, weilen man durch solchen oft eine Dame, oder auch den König salviren kan, oder einen hohen Taroc.
  11. Jeder König wird für 5 Points gezählet. Die Königin für 4, der Cavall für 3, der Bub für 2, der Mongue gilt für 6 Points, der Pagat für 5 Points, der Scüs ingleichen 5 Points. Man nimmt im Zählen allzeit 4 Karten zusammen. Wann unter diesen Karten 2 Figuren sind, zählet man um 1 weniger, wenn 3 Figuren, um 2, wenn 4 Figuren sind um 3 Points. 11
  12. 36 Points sind die Helfte, was über 36 Points ist, zählet man für den Gewinn.
  13. Wenn man in einer Partie, welche aus vier Spielen bestehet, 36 Points Überschuß hat, so wird die Partie zweyfach bezahlet, und dieses wird Reale genennt. Wenn in einer Partie der eine Theil gar kein Point machet, so wird die Partie von dem andern Theil doppelt gewonnen: wann aber nur ein Point inzwischen gemacht wird, so kan die Partie nicht mehr Doppio (doppelt) verlohren werden. Ist gar kein Point gemacht worden, und sind zugleich 36. Points Ueberschuß, so wird die Partie dreyfach bezahlet, zwey für das Doppio und eines für das Reale. Wenn in einem Spiel gar kein Point gemacht würde, so nennet man es eine Volata 12, wie aber diese bezahlet wird, ist noch nicht recht ausgemacht: bleibt aber in allen vier. Spielen kein Point Ueberschuß so gewinnet keiner. Man zählet dasjenige, was über 36. Points ist, allezeit zum 2ten Spiele, und so bis vier Spiele vorbey sind, als welches die Partie ausmacht.

Neuerfundene Kartenkünste,
zum angenehmen Zeitvertreib herausgegeben.

[ ...]

Nachricht.

Während, daß an dem 3ten Bogen diese Tractätleins gedruket wurde, communicirte uns ein guter Freund eine ganz andre Art von einer Taroc-Karte, welche aus 103. Blättern bestehet, und womit dermalen in der Churfürstl. Bayr. Residenz-Stadt München in den meisten Gesellschaften gespielet wird.13 Diese Taroc-Karte bestehet ebenfals aus eben solchen Blättern, gleichwie die Französische Taroc-Karte von 78. Blättern, wovon wir oben pag. 12. und pag. 23. schon umständlich Meldung gethan haben. Es zeiget sich bey der erstern nur dieser Unterschied, daß bey denen 21. Blättern, die den Namen Tarocs führen, und nach der natürlichen Ordnung in einer Reihe von Zahlen bis N. 21 fortgehen, die mit XIII. XIV. XV. XVI. XVII. XVIII. XIX. XX. XXI. bemerkte Tarocs gedoppelt sich befinden. Die 2. Blätter Scüs und Pagat, wie auch die Briefe in der rothen Farbe Coeur von As bis zum König samt dem Cavall sind ebenfals zweyfach vorhanden. Zwey Blätter werden beiseits geleget, so man den Scar nennet. Ein jeder spielet auf seine Karte. Wie man uns versichert hat: so sollen die dabey zu beobachtenden Regeln fast eben diese seyn, die wir oben schon von vier Personen angezeiget haben. Wir finden also nicht für nöthig uns weitläuftiger hiebey aufzuhalten. Dieses wollen wir nur noch anzeigen, daß diese beschriebene Karte in Nürnberg der bürgerliche Kartenmacher Friedrich Jacob Eberhard verfertiget. Die Herren Liebhabere dieses Spiels dürffen sich allenfals nur an dem Verleger dieses Tractätleins Georg Bauer in Nürnberg addressiren, welcher mit gedachter Karte allezeit nach Verlangen ohngesäumt dienen wird.

Moralische Gedanken über die Spiele überhaubt.

[...]

Was nun hier überhaubt von dem Spiele gesagt worden, das können wir auch insonderheit von dem Taroc-Spiele sagen; als welches gewiß zur Belustigung des Gemüthes und Aufheiterung der Seele eines der tüchtigsten genennet werden mag. Denn man erwäge nur, wie viele besondere Fälle, wie viele schöne Abwechslungen in demselbigen öfters vorkommen, so wird man uns um desto eher Beyfall geben. Jedoch wir dürfen uns nur auf den Beyfall dererjenigen beruffen, welche Liebhaber dieses Spiels sind, so sind wir schon überzeuget, daß diese wenigen Blätter gewiß sich einer geneigten Aufnahme werden zu erfreuen haben.

Avertissement.

Georg Bauer, Buchhändler zu Nürnberg, hat zum Dienst der Gesellschaften höhern und niedern Standes ein sehr wohl eingerichtetes Buch der galanten Welt geliefert, auf welches die Begierde der Liebhaber bishero lange gewartet. Es führet den Titel: Die Kunst, die Welt erlaubt mitzunehmen, in den verschiedenen Arten der Spiele, die in den vornehmsten Gesellschaften an dem Römisch-Kayserlich-Königlichen Hof, wie auch bey andern Zusammenkünften von Personen ansehnlichen Standes in der Kays. Königl. Residenz-Stadt Wien üblich sind; mit einer Nachricht von andern mehrern, auch unter Leuten niedern Standes gewöhnlichen Spiel-Arten, und denen neuesten die Hazard-Spiele betreffenden Kayserl. Königlichen scharfen Verordnungen. Nebst einem Anhang von dem neuerlich bekannt gewordenen Spiel: Lotto die Genova. Nürnberg, 1756. 8. Mit Röm. Kayserl. Majestät allergnädigstem Privilegio.

Der Verleger hat nichts verabsäumt, das, was der Titel verspricht, ziemlich genau zu erfüllen. Eine deutliche, angenehme Schreibart kleidet bey jedem Spiel die Regeln in eine solche Ordnung ein, daß der Leser nicht verdrüßlich werden kan, seine Neigung zu dergleichen Ergötzlichkeiten unter den Gebrauch der galanten Welt, zu beugen. Es sind die besten und auserlesensten Spiele darinn zu finden, und nirgend trifft man eine so vollständige Beschreibung vom Ball-spiel, Dammspiel, von dem Englischen Spiel Whist, vom l' Hombre - la Mouche - Comete: und Taroc-Spiel an, als in diesen Blättern. Der Verfasser, und Sammler dieser Handlungen von Spielen macht Hofnung zum IIten Theil, den er in der Michael-Messe liefern will, und die Liebhabere werden nicht daran zweifeln dürfen, solchen zu erhalten, da in diesem ersten Band die vorkommenden Spiele, als die schwerste, so ziemlich glücklich ausgefallen. Man liest eine artige Vorrede, eine geschickte Ode an die Spiele, und hat bey dem Werkgen ein gutes Register. Dem Aug des Lesers zum Vergnügen, und dem Buch zur Zierde, hat der Verleger eine der Sache und dem Innhalt sehr gemässe wohlgestochene Vignette mit einer schicklichen Devise auf das Titel-Blat gesetzet. Vielleicht tritt dieses Buch annoch ohne vielen heimlichen Gram der Tadler oder auch der allzustrengen Moralisten in die Welt, da die Geschicklichkeit der Menschen eben so gut heut zu Tage sich bey Spielen äussern muß, als sonsten der in der Uebung und Mode seyende Wohlstand der Aufführung Jeden gefällig machen soll.


Anmerkungen (Fußnoten):

1 Dies sind die zweitältesten deutschsprachigen und zugleich ältesten Wiener Tarockregeln (Nachweis des erhaltenen Originals: Katalog des SWB (Südwestverbund) Identnummer 3287725, Standort: Universitätsbibliothek Leipzig http://www.bsz-bw.de/CGI/cgi-bin/swbcomline.cgi?2RTAS00.03287725;). Die beschriebene Hauptvariante (ein Vorläufer des 'Großtarock' für drei Personen, noch ohne 'Tout' und 'Stichfreispiel', aber bereits mit zahlreichen Prämien 'Honneurs') wird mit französischfärbigen Tiertarocken gespielt; daneben werden Varianten in Wien (für vier Personen, mit italienischfärbigen Tarocken, vermutlich vom Typ 'Tarot de Besançon') sowie in München (mit einem erweiterten französischfärbigen Satz von 103 Blatt) beschrieben, was auf eine längere Vorgeschichte des Tarock im deutschen Sprachraum schließen lässt. Schrebweisen wie 'Taroc' etc. wurden beibehalten. 'In drey Personen zum König' meint eine Runde von vier Spielern, von denen jeweils einer, der 'König', aussetzt und nur drei Personen gleichzeitig spielen; 'in vier wirklichen Personen' meint hingegen eine Variante für vier Spieler mit festgelegten (einander gegenübersitzenden) Partnerschaften von je zwei Spielern.

2 Dies ist natürlich eine Fabel; in Portugal wurde nie Tarock gespielt; Tarock stammt aus dem Italien des 15. Jahrhunderts und trägt im übrigens erst ab dem 16. Jahrhundert diesen Namen.

3 Sküs oder Scüs stammt aus dem französischen 'excuse', wie nicht nur die Lautung beweist, sondern auch der Umstand, dass diese Karte in Frankreich ebenfalls 'excuse' genannt wird, niemals aber in Italien als 'Scusa' (sondern nur als 'il matto' oder 'il folle') bezeichnet wurde.

4 Siehe dagegen die Anmerkung zuvor über die Vielfalt von drei verschiedenen Varianten, die die Annahme einer gewissen Entwicklungszeit erfordern; wirklich relativ neu war die Einführung der französischfärbigen Tarocke.

5 'Mongue' oder heute 'Mond' als Verballhornung von französisch 'le monde' = italienisch 'il mondo' für Trumpf XXI.

6 Eine (kontrierbare) Ansage des Pagat ultimo, die laut John McLeod unter dem Einfluss der Sitte des Auflegens des 'Do' im Trappola ('Hunderteinsspiel' oder 'Hundertspiel') entstanden ist, gibt es noch nicht.

7 Sogenannte Zählung in Dreierlagen mit einer Gesamtsumme von 78 Punkten und Gewinn bei Erreichen von mehr als einem Drittel der möglichen Punkte (26). Die Gesamtsumme von 78 deckt sich mit der Anzahl der 78 Tarockkarten und überdies mit der Gesamtsumme beim Trappola (72 + 6 für den letzten Stich), was wohl kein Zufall ist. Ursprünglich wurden Sküs, Mond, Pagat und Könige mit 4 Punkten, Damen mit 3, Cavalle mit 2 und Buben mit 1 Punkt bewertet und überdies 1 Punkt pro Stich gutgeschrieben, was zum gleichen Ergebnis führt. (Zählung in Dreierlagen mit 2 Punkten Abzug pro 3 Karten [= ein Stich], also König 5 + Leere 1 + Leere 1 - 2 = 5 entspricht der ursprünglichen Zählung König 4 + Leere 0 + Leere 0 + Stich 1 = 5)

8 Das höhere Alter der italienischfärbigen Tarocke wird richtig erkannt, sie gehen ja bis ins 15. Jahrhundert zurück.

9 Daher resultiert der verbreitete Irrtum, Tarock sei von Trappola abzuleiten. Trappola ist in Venedig im 16. Jahrhundert entstanden, weist bereits dieselbe Kartenreihenfolge in allen Farben, eine Kartenreduktion sowie die Beförderung des Asses über den König auf (As = 6 P., König = 5 P., Cavall = 4 P., Bube = 3 P., 10er, 9er, 8er, 7er, 2er = 0 P.); überdies gibt es natürlich keine Damen. Maßgeblich ist, dass Trappola neben Tarock im deutschen Sprachraum das einzige Spiel mit italienischfärbigen Karten war und dass diese daher mit 'Trapulierkarten' gleichgesetzt wurden; Karten mit italienischen Farben als solches sind natürlich älter als deren Sonderform Tarock. Richtig vermutet wird die Chronologie italienische Farben - deutsche Farben - französische Farben; wie gerade Trappola beweist, haben aber auch die italienischen Farben nur drei Figuren - ausgenommen Tarock.

10 Wie schon ausgeführt, gehörten die verwendeten französischfärbigen Tarocke zu den sogenannten 'Tiertarocken'; die angedachten Auslegungen der Motive auf den italienischfärbigen Tarockkarten ließen nicht lange auf sich warten (vgl. Antoine Court de Gébelin, Monde primitif, Paris 1781) und führten zur skurillen Entwicklungslinie des esoterischen 'Tarot'.

11 In Wien waren also italienischfärbige Tarock und eine Variante für vier Spieler mit fixen Partnerschaften üblich; die Zählung erfolgte in Viererlagen (3 Punkte Abzug pro 4 Karten [= ein Stich], also König 5 + Dame 4 + Cavall 3 + Bube 2 - 3 = 11, das gleicht im Ergebnis der Zählung König 4 + Dame 3 + Cavall 2 + Bube 1 + Stich 1 = 11). Die Zählung in Dreierlagen (2 Punkte Abzug pro 3 Karten) beim heutigen Viererspiel Königrufen rührt daher, dass dasselbe aus dem Dreierspiel Tapp-Tarock entstanden ist; die heutigen Spielvarianten mit Lizitation und Partnerfindung durch Rufen eines Königs oder eines hohen Tarock sind durch den Einfluss von L'Hombre und Quadrille entstanden.

12 'Volata' (alle Stiche), heute 'Volat' oder 'Valat'

13 Dieses durch Doppelung der Herzkarten sowie der hohen Trumpfkarten gebildete Paket von 103 Karten war das umfangreichste in der Geschichte des Tarock, noch vor dem florentinischen Minchiate mit 97 Karten bei 41 Trümpfen (inklusive Narr). Heute gibt es in Deutschland Tarock nur mehr in Baden-Württemberg ('Cego'), das dem Brixentaler Bauerntarock vergleichbare Bayerische Tarock oder Haferltarock stellt dagegen eine Übertragung von Ideen des Tapp-Tarock auf 36 deutsche Standardspielkarten (Daus, 10er, König, Ober, Unter, 9er, 8er, 7er, 6er) dar.


Herausgegeben von

Hans-Joachim Alscher

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